· 

Australien

Australien - Land der weiten Wege - 3 Monate / 20.000 km 

Start mit Toyota - Oma 

grenzenlosunterwegs

 

Während unserer Weltradeltour waren wir für einige Monate in Australien unterwegs. Damals wurde uns schnell bewusst, Australien ist ein Land der langen & weiten Wege. Bedingt durch unsere Radel, hatten wir somit nur einen Bruchteil des interessanten Landes kennengelernt. Diesmal wollen wir mehr sehen, so zumindest sind unsere Gedanken.

Nach unserer Landung in Sydney verbringen wir die erste Nacht aus Kostengründen gleich im Flughafen. Es ist überraschend kalt im schönen Sydney. Wenig später erwärmen uns zumindest die Gedanken an die Monate in Australien, denn wir starten Toyota-Oma. Oma soll uns für die nächsten knapp 3 Monaten die weiten Wege durch Australien verkürzen. Oma ist unser kleiner Camper. Warum aber der eigentümliche Name Toyota - Oma?

Australien
Toyota Oma

Als ich bei der Übergabe des Campers auf den Kilometerstand schaue, traue ich meinen Augen nicht. Gute 320.000 Kilometer lese ich da. Auch sonst sieht der Camper recht betagt aus. Das ist ja ein Opa, schießt es mir durch den Kopf. Da auf Frauen in der Regel mehr Verlass ist, entscheide ich mich dann doch für Oma. Die ersten Kilometer mit Oma sind sehr gewöhnungsbedürftig, denn neben den vielen Kilometern in den Gelenken, hat Oma ihr Lenkrad zudem rechts. Nach dieser Linksfahr-Eingewöhnungsphase beginne ich aber recht schnell, Oma irgendwie zu mögen, denn sie rollt zu meiner Freude sehr ruhig, sehr einfühlsam und fast schon elegant die ersten weiten Wege entlang. Ist gut so, dass wir uns gleich so prima verstehen, denke ich, denn wir wollen ja auch im Bauch der Oma schlafen, kochen, zusammen das Outback durchqueren, Tiere beobachten, üble Pisten überleben, also eine schöne Zeit zusammen haben. Ärger soll es da ja nach Möglichkeit nicht geben. 

grenzenlosunterwegs Australien Berge
Eine der 3 Schwestern

Oma erkämpft auch die ersten Berge wie ein junges Ding. Im Nationalpark ``Blaue Berge``, immerhin über 1100 Meter hoch gelegen, verbringen wir gemeinsam die ersten Tage. Wir bestaunen die vielen Schluchten, Felsklippen, Flüsse, Höhlen, die Tierwelt und Wasserfälle der Nationalparkregion. Natürlich sind dabei auch Wanderungen angesagt, denn um an die schönsten Stellen zu gelangen, geht es schon des öfteren echt steile Wanderwege rauf oder runter.

Die Blauen Berge (schieferblauer Dunst erzeugt von den Ölnebeln der Eukalyptusbäume sind der Hintergrund der Namensgebung) sind sozusagen der Erholungshinterhof von Sydney. Entlang der Hauptstrasse ist die Infrastruktur den Bedürfnissen der Touristenströme hervorragend angepasst.

grenzenlosunterwegs Australien Wasserfall
Wasserfall bei den 3 Schwestern

Viele Ortschaften haben da schon Museumsflair, die Unterkünfte erreichen spielend die Oberklasse und die Restaurants geben sich ordentlich Oberklassen-Mühe, zumindest was die Preisgestaltung betrifft. Es kann also recht voll an der Hauptroute werden. Dies hat natürlich auch Vorteile, denn schnell wird einem bewusst, dass in Punkto Kleiderordnung, es die Australier zum Glück eher lax nehmen. Ich selbst bin nämlich ein Modemuffel, schaue jedoch auf angemessene Bekleidung für die jeweilig bereiste Region. 

Mode definiert zum Glück jeder anders.
Mode definiert zum Glück jeder anders.

In Australien fällt es mir leicht passendes zu finden. Nur eines bringe ich nicht fertig, es sind die sehr oft zu sehenden Kniestrümpfe, farblich natürlich total unpassend zu den kurzen Hosen bei der Männerwelt. Der Anstand verbietet es mir, bezüglich der australischen Damenmodewelt, einen Kommentar zu verfassen, denn auch da gibt es manch Kurioses zu bestaunen. Mann und Frau brauchen also nicht unbedingt jeweils 3 volle Modekoffer um das weite Land zu bereisen.

Doch bei lange vorher geplanten Festen, blitzt geradezu das Modebewusstseins-Gen bei den Australiern durch die Städtchen der Blauen Berge.

In Katoomba, einer dieser Vorzeigeortschaften, gibt es nämlich ein Fest. Rein zufällig nehmen wir daran teil. Nun raten wir Mal welches? Auf dem Fest wird unheimlich viel Bier getrunken. Und Lederhosen sowie Dirndel sind der Renner. Ach ja, und es gibt auch Kartoffelsalat mit Würstchen. Ja genau, es ist das etwas verspätete Bayrische Oktoberfest in Katoomba. Da ist dann auch wirklich, wir kommen aus dem staunen nicht heraus, urig, fesche Ausi-Mode angesagt.

Fesch, gell?
Fesch, gell?

Fast jeder Australier hegt den Wunsch das so ferne Europa irgendwann zu besuchen. Auf der Wunschliste für Europa steht ganz oben das urige Oktoberfest. Da geht es dann hauptsächlich ums so gute Bier, denn die Australier sind wirklich sehr, sehr trinkfreudige Gesellen. Da sich nicht jeder den Wunsch sogleich erfüllen kann, gibt es halt die Ersatzoktoberfesttrinkgelage in vielen australischen Gemeinden. Als die Trinkbrüder- und Schwestern hörten, dass wir fast aus München sind - 330 km von Sonneberg bis München sind für Australier ja keine Entfernung-, war die Gaudi am überkochen. 

grenzenlosunterwegs Oktoberfest Australien
Fast echt wirken die Burschen

So ein Oktoberfest in den Blauen Bergen ist natürlich schon wegen der anderen australischen Kleiderordnung unvergesslich, doch das Oktoberfest haben wir ja selbst vor der Haustür. Wir erleben in den Blauen Bergen, neben vielen Naturschönheiten, auch unsere ersten Tiererlebnisse. 

Echse Australien grenzenlosunterwegs
Auf der Lauer

Diese finden wir noch weit interessanter, denn speziell in dieser Region wimmelt es geradezu von Echsen. Wir umrunden sozusagen die herrlichen Nationalparkberge, kommen so auch an der Höhle von Jenolan vorbei. Dort sind wir dann fast alleine. Fast bedeutet, Urlauber verirren sich hier eher selten. Dabei sind die Höhlen ein Traum. Und die Tierwelt fast noch traumhafter. So erleben wir beides sehr ungestört. Zum Frühstück und Abendbrot besuchen uns Papageien. Natürlich teilen wir die Mahlzeiten mit den Gästen.

grenzenlos unterwegs Australien Papageien
Gäste

Zu den Gästen gehört auch ein Opossum. 

Australien Opossum grenzenlosunterwegs
Opossum

Da wir gerade bei den Tieren sind. Auf dem Weg von den herrlichen Bergen zur Küste, wir wollen dort Koalas in der Wildnis suchen, treffen wir überraschend einen Emu. Wir sehen später noch sehr viele Emus, doch unser erster wird ewig in Erinnerung bleiben, denn kein weiterer hatte so durchdringende Augen und solch einen Wuschelkopf. Gi sagte gleich, Wi, der hat Ähnlichkeit mit dir, beide solltet ihr unbedingt zum Friseur gehen.

Emu grenzenlosunterwegs Australien
Wuschelkopf

An der Südküste, mit seinen vielen Eukalyptusbäumen, kann man die Koalas noch in freier Wildbahn erleben. Man braucht nur ein gutes Auge für abgefressene Bäume, etwas Geduld und natürlich auch Glück.

Wir haben Geduld, ein gutes Auge und natürlich auch Glück. Es dauert nicht lange, da sehen wir den ersten Koala. Wir stapfen durch den feuchten Wald, immer mit Blick nach oben, denn wo einer ist, sind weitere nicht weit. Es ist recht kalt an diesem Tag. Keiner unserer Freunde scheint munter zu sein. Alle schlafen. Wir mögen auch keinen wecken. Wir haben Angst, er würde sich erschrecken und somit wie Fallobst vom Baum fallen. Auch ohne ihre offenen Äuglein können wir sie genießen.

grenzenlosunterwegs Koala Australien Camper
Schlafmütze

Während der Tage an der Südküste wechselt ständig das Wetter. Es regnet manche Stunden sogar wie aus Eimern. Die anderen Stunden sind meist mit Sonnenschein verpackt. Wir atmen da die frische Seeluft, köcheln an irgendwelchen Plätzen lecker Essen und suchen uns bereits am Nachmittag einen Platz für die Nacht. An der Südküste, sie ist relativ dicht bevölkert, dauert dies immer etwas länger. In der Regel fahren wir in ein Dorf, einen Weiler, immer abseits der Hauptstrecke, denn dort sind die besten Plätze für uns. Es gibt immer, auch wenn die Gemeinde nur 100 Einwohner hat, einen Sportplatz oder gar einen Picknickplatz. Ist jemand von den Bewohnern zu sehen, so fragen wir ob wir hier übernachten dürfen. Es gibt nie eine Ablehnung. 

Nur selten suchen wir einen Campingplatz auf, wenn ja, dann ist es wegen der zu füllenden Batterien, auch dem Bedürfnis geschuldet, nach Tagen eine Dusche zu genießen. Natürlich fahren wir täglich durch irgendwelche Bilderbuchorte entlang der Küste. Alle sind herrlich schön auf Urlauber getrimmt. Da stimmt einfach alles. Bei den schönsten Orten machen wir aber natürlich einen Stopp. Unvergesslich sind die 12 Apostel, denn neben den Giganten im Meer, überschlagen sich auch die Giganten der See sehr ungeordnet. Sturm ist angesagt. Es weht mit mindestens Windstärke 8. 

grenzenlosunterwegs Australien Sturm 12 Apostel
Windstärke 8

Auf dem Weg Richtung Norden, der Sturm ist längst vorbei und Port Augusta ist nicht mehr weit, treffen wir auf einem Parkplatz eine einsame Radlerin. Da wir gerade Mittagessen zubereitet haben, laden wir sie ein. Sie ist begeistert von unserer Gastfreundschaft. Schon Monate ist sie unterwegs, erzählt sie uns.

grenzenlosunterwegs Australien
Einsame Radlerin

In Perth, wo sie eigentlich wohnt, ist sie gestartet und will um ihr Land herum radeln, bis sie keine Lust mehr hat. Die Australier können es nicht verstehen, sagt sie. Wir können es verstehen, sagen wir. Und wir wissen auch, was Radler so brauchen. Zum Abschied geben wir ihr noch zwei gekühlte Getränke mit.

grenzenlosunterwegs Australien
Farbenfroh

Es ist wärmer geworden. Endlich wärmer, sagt Gi fast täglich. Kein Wunder, denn täglich fahren wir Richtung Norden, und Richtung Norden bedeutet in Australien, es muss ja irgendwann wärmer werden.

In Port Augusta kaufen wir kräftig ein, denn hinter der Hafenstadt wird es einsam werden. Schon einige Tage merken wir, die Entfernungen von Ortschaft zu Ortschaft werden länger, die Farmen immer rustikaler und der Verkehr lässt nach.

Australien grenzenlosunterwegs
Es wird rustikaler

Als wir den ersten Salzseen erreichen, wird uns klar, das Outback beginnt bald mit all seinen Schönheiten, Widersprüchlichkeiten und Gefahren. Und es wird ein sehr langer Weg bis Darwin werden. Der Stuart Highway durchschneidet Australien, sozusagen wie eine Torte, auf einige Tausend Kilometer von Süd nach Nord.  

Der erste Salzsee ist auch gleich ein ganz besonderer Salzsee. Das Ungeheuer von Loch Ness, wurde er von seinen Anwohnern getauft. Dies zeugt vom Humor seiner Anwohner. Damit man auch wirklich glaubt, dass es das berühmte Seeungeheuer auch in Australien gibt, wurde es für immer in der Mitte des Salzes verankert.

Australien grenzenlosunterwegs Humor
Humor

Nicht weit vom See erleben wir einen der so typischen Outback-Sonnenuntergänge. Die unterschiedlichsten Rot - und Gelbtöne scheinen zu verschmelzen. 

grenzenlosunterwegs Australien Sonnenuntergang
Feuerwerk am Himmel

Da wird uns bewusst, wir sind im Outback angekommen. Nur Stunden später sehen wir das Schild der Schilder im australischen Schilderwald.

Nach gut 2500 km beginnt nun endlich das Outback. Outback steht für harte Kerle, eisenharte Mädels, Farmen so groß wie Bayern, Gluthitze, nette und weniger nette Tiere, Sonnenuntergänge aus dem Bilderbuch, rote Erde, weite Wege, Fliegen, Stechmücken, Naturwunder und, und, und .... Wir wollen es durchqueren, von Süd nach Nord bis Darwin und entlang der Westküste dann zurück nach Sydney. Tausende Kilometer liegen vor uns. Toyota - Oma stöhnt kurz auf. Sie kennt die Strecke wahrscheinlich schon. Wir kennen auch Teile der Strecke von unserer Australienradeltour. So stöhnen auch wir kurz, doch schnell gebe ich Gas, denn das Outback ist immer eine Reise wert. 

grenzenlosunterwegs theoutback way Australien
The Outback Way

Australien ist unüberschaubar groß. Deutschland passt da gut 21x rein. Ca. 14x Deutschland umfasst die Outbackfläche. Es gibt da echt Straßenschilder, dass das nächste Städtchen gute 400 km entfernt ist, der nächste Laden in 300 km erreicht werden kann. Dazwischen liegen, mit etwas Glück, 2 bis 3 Ortschaften. Ortschaften bedeutet dann, zwischen 10 und 300 Menschen sind da zu zählen, somit zwischen 3 und 40 Holzhäuser, davon immer mindestens eine Kneipe. Es gilt somit die Losung: Was du heute nicht kannst besorgen, verschiebe halt auf morgen. Damit sind Einkaufen, Trinkwasser, kühleres Wetter, Tankstellen, weniger Fliegen usw. gemeint. Man braucht also Zeit um durchs Outback zu fahren, denn man fährt von Horizont zu Horizont, von Siedlung zu Siedlung, durch Buschland soweit das Auge reicht, durch trockene oder sandige Wüsten und tropische Savannen. Dazwischen ist fast nichts. Dieses "Nichts" ist die eigentliche Faszination, denn nach unzähligen Kilometern kommt, sehr oft plötzlich, das Erwachen im Nichts. Man sieht Dinge, die man so nie erwartet hat. Die manchmal langweilige Landschaft wechselt ins wunderschön, oder es springt da plötzlich eine Emufamilie durchs Buschland. Man versteht dann auch, warum im vermeintlichen Nichts einige Menschen leben, ihr Geld verdienen, Farmen bewirtschaften.

Die Mehrzahl der Australier (ca. 80 %) kennen ihr Outback nicht. Zu anstrengend, zu heiß, zu viele Fliegen und natürlich viel zu gefährlich, sind da die üblichen Ausreden. Die Road-Trains-Fahrer & wir können da schmunzeln.

grenzenlosunterwegs Australien Roadtrain
150-Tonnen-Auto-Rakete

Über 53 Meter ist das Gefährt mit max. 3 Hängern lang. Um die 100 Räder stabilisieren die knapp 150-Tonnen-Autorakete. 

grenzenlosunterwegs Australien
Mack

An einem Tag, welcher nicht mein bester ist, ich habe schon mindestens 100 Fliegen erschlagen, fahre ich Toyota-Oma tüchtig im Sand fest. Es geschieht abseits der Hauptstraße. Wir wollen da übernachten. Also schippen wir Sand bei über 40 Grad Hitze. Nach 1 Stunde ist Toyota-Oma einen Meter weiter. Allerdings immer noch im tiefen Sand. Ich überschlage kurz die weiteren Sandmeter und die dafür benötigende Zeit. Nach Mitternacht, sage ich zu Gi, könnte Oma befreit sein. Gi hat eine bessere Idee.  

grenzenlosunterwegs Australien Camper
Über 40 Grad

Lauf doch einfach zur Hauptstraße und halte ein Auto an. Ich schnappe mir eine Wasserflasche und mein Gesichtsfliegennetz, laufe eine halbe Stunde bis zur Hauptstraße. Dort sitze ich gefühlte 3 Tage in glühender Hitze. Trotzdem ist es nicht langweilig, denn ich mache eine grandiose Erfahrung. Spucke nie durch dein Fliegenschutzgesichtsnetz (braucht man unbedingt, zumindest oft, denn sonst fressen dich die Fliegen auf!). Die Spucke geht da nämlich garantiert nicht durch. Es ist wirklich nicht mein Tag. 

grenzenlosunterwegs Australien Fliegen
Es ist wirklich nicht mein Tag

Zu meiner Freude kommt dann tatsächlich noch vor Sonnenuntergang ein Auto vorbei. Zum Glück ein großer 4x4 Toyota. Und zum Glück sitzt ein netter Kerl hinterm Lenkrad. Ich soll nicht in sein Auto. Das Trittbrett wird mir zugewiesen. Ich kann ihm ja sonst was erzählen, wird er wohl denken. Vom Trittbrett kann er mich ja leicht abschütteln, denke ich. Verstehen kann ich ihn, denn eine gesunde Vorsicht ist im Outback angebracht. Raubüberfälle der schlimmen Sorte sind nicht an der Tagesordnung, doch sie gibt es leider auch in Australien. Und Kreuze an der Strecke, mit der Beschriftung: Ermordet am …, haben wir auch einige gesehen. In fast jedem Roadhouse kann man sich zudem auch Vermisstenanzeigen anschauen. Unser Kerl ist aber ein guter Kerl. Und das wir es sind, davon konnte er sich auch überzeugen.

Nur fährt er wie der Teufel. Gi behauptet später, der hatte Feuerwasser im Blut, und davon nicht zu wenig. Egal, die Toyota-Oma-Befreiung dauert dafür nur 10 Minuten. Wir sind happy.

An anderen Tagen, man fährt sich ja nicht ständig fest oder röhrt durchs Fliegennetz, erleben wir das Outback der netteren Form. Tiererlebnisse gehören da natürlich dazu. Ich meine da nicht die Fliegen. Wenn jemand erzählt, ich mache Urlaub in Australien, dann sagen gewöhnlich die Verwandten, Bekannten oder Freunde: Dann Grüße mir recht lieb die Kängurus. Ist ja auch kein Wunder, denn egal was man über Australien im TV sieht, in Zeitungen liest oder in den Reisebürobroschüren hingeblättert bekommt, es springen einem regelrecht die Kängurus ins: Habe-Bald-Urlaubs-Gesicht. Somit denkt jeder, in Australien hüpfen die ständig über die Strassen, arbeiten am Flughafen als Passkontrolleur oder man trifft sie am Abend an irgendeiner Bar.

Unsere ersten gut 100 Kängurus (meist sind es Wallabies, sind die putzigen kleineren) sehen aber gar nicht gut aus, denn sie liegen zermalmt, blutig als Skelett oder im übelst riechendem Verwehsungszustand auf oder neben der Strasse.

grenzenlosunterwegs Australien
Traurig aber wahr

Die Schilder mit: Vorsicht Känguru!, müssten eigentlich ein zermalmtes Känguru zeigen, behauptet Gi die ersten Tage. Wann sehen wir denn endlich welche, fragt sie oft. 

Da Gi unzufrieden erscheint, greife ich in meine Erinnerungskiste. Liebe Gi, kennst du Crocodile Dundee? Nein, ist die sehr knappe Antwort.

Okay, ich bin ab jetzt Crocodile Dundee und du seine Buschgefährtin. Die ist sehr hübsch, doch hat die vom Outback absolut keine Ahnung. Also muss Dundee ihr alles zeigen. Wir machen es ab jetzt genauso!

Die nächsten Wochen am Stuart Highway verlaufen somit sehr Tierreich. Da wir Zeit haben, an manchen Tagen fahren wir keine 50 Kilometer, verlassen wir auch oft die Hauptstraße. Meist besuchen wir dabei irgendwelche Wasserlöcher, Flussläufe mit und ohne Wasser, Buschland mit rotem Sand, Grassteppen oder die wenigen dichten Wälder. Oft schlafen wir auch gleich dort. Wi-Dundee hat Glück, denn an diesen Stellen suchen die Kängurus die schattigen Stellen auf oder kommen zum trinken angehüpft. Jede Känguruart sehen wir. Es sind sogar manchmal Babys im sicheren Känguru-Mamabeutel dabei. 

Wi-Dundee ist natürlich stolz. Und er kann sich kaum noch beherrschen, als er seiner Gefährtin weitere Tiere zeigen kann. Neben vielen Papageien, sind dies natürlich Echsen, Ameisenigel, auch 2 Schlangen, Flughunde, Spinnen und ganze Emufamilien. 

Im Nationalpark Kakadu gibt es einen Wasserfall. Dort wurde eine Schlüsselszene vom Crocodile-Film gedreht. Natürlich will Wi-Dundee seiner Gefährtin, nicht ganz ohne Hintergedanken, den wunderschönen Wasserfall zeigen. Dort ging Dundee-Gefährtin nämlich mit ordentlich knappen Badeanzug baden, ein Kroko kam und Dundee meuchelte es mit überlangem Küchenmesser. Ich hatte mein Oma-Toyota-Küchenmesser schon am Gürtel, als wir lesen mussten, die Zufahrt zum Wasserfall ist gesperrt. 

grenzenlosunterwegs Australien
Wi - Dundee

Nur Stunden später, an einem Fluss, sichte ich das Ungeheuer. Ich frage Gi, ob sie sich nicht in die Fluten, natürlich mit knappen Badeanzug, stürzen möchte? Ich würde das Kroko natürlich garantiert bei Angriff meucheln!

Gi macht einen für mich komischen Gegenvorschlag. Lieber Wi-Dundee, stürze du dich ins Wasser. Ich bin gespannt wie du das Kroko meuchelst. Ich werde ein Foto davon machen, werde es dann verkaufen und garantiert sehr viel Geld dafür bekommen. 

In den nächsten Tagen und Wochen, konzentriere ich mich dann doch lieber wieder auf all die nettere Tierwelt.

Neben den Wi-Dundee-Tiererlebnissen, gibt es am Stuart Highway weitere Leckerbissen. Diese sind Naturwunder der feinsten Art. Der Urulu, die Umrundung zu Fuß dauert gut 3 Stunden, ist einer dieser Leckerbissen.

Urulu grenzenlosunterwegs Australien
Urulu

Speziell nördlich von Alice Spring, wechseln die Naturwunder fast täglich. Neben heißen Quellen, Nationalparks vom Feinsten, Landschaften zum Träumen, kann man auch die Devils Marbles bestaunen. 

Devils Marbels grenzenlosunterwegs Australien
Devils Marbles

Weiter nördlich wird es zunehmend wärmer, eigentlich heiß, denn in Darwin (nördlichste Stadt von Australien) erwarten uns nach gut 9 Tausend Kilometern über 40 Grad im Schatten. 

Ausblick grenzenlosunterwegs Australien
Darvin ist in Sicht

In Darwin bleiben wir 3 Nächte auf einem Camping, trotzen den über 40 Grad heißen Temperaturen, duschen täglich unendlich lange & kaufen viele, viele Vorräte für den nächsten Streckenabschnitt. Dies ist auch unbedingt nötig, denn auf dem Savannen Highway soll es sehr einsam werden. 

grenzenlosunterwegs Australien Camper Darvin
Goldiger Sonnenschutz

Was uns in der Einsamkeit sofort auffällt, es muss hier sehr viele Feuerteufel geben. Fast täglich fahren wir durch abgebrannte Waldgebiete. In manchen raucht es noch ordentlich. Nach ca. 1000 Kilometern zeigt mir ein Schild den Abzweig zur berüchtigten Gibb River Road. Diese führt durchs Kimberley-Kernland und gehört zu den schwierigsten Outbackstrassen. Neben den Schwierigkeiten soll aber die Landschaft unendlich beeindruckend sein. Auf knapp 700 Kilometern durchzieht sie als rotbraune Schneise die unendlich erscheinende Landschaft. Geeignet ist die Schneise allerdings nur für Allradwagen. Da sie am Abzweig asphaltiert ist, muss ich meinem Drang einfach nachgeben. 

grenzenlosunterwegs Australien Darvin Camper
Abgefackelt

Wir genießen genau diese ersten asphaltierten Kilometer, denn nur wenig später wird es rustikaler. Aus zwei Spuren wird eine Spur. Der Asphalt löst sich auf und die ersten Wasserhindernisse kreuzen die Fahrbahn. Auch wenn es schwer fällt, so siegt doch die Vernunft. Für viele Unbelehrbare, war genau diese Straße, ein Abenteuer ohne Ende. Wir wollen ja weiter. Auch wollen wir mit unserem Vermieter keinen Ärger bekommen, denn nur für 4x4 ist diese Straße wirklich geeignet. Und auch diese 4x4 schaffen es nicht immer. Es muss nur für wenige Stunden regnen, dann verwandelt sich die rotbraune Erde in eine rotbraune Achterbahn.

grenzenlosunterwegs Australien Camper
Noch geht es
grenzenlosunterwegs Australien Camper
Wenn es regnet, ist aus mit lustig

Man kann halt nicht alles haben. Ist ja auch eigentlich egal, denn der Rest vom Savannen Highway sowie die folgende Küstenverbindung bis zur Südwestküste Australien (gesamt über 4000 Kilometer als direkte Verbindung) halten noch viele ungeahnte Überraschungen für uns bereit. Im Norden sind es zum Beispiel auch die Affenbrotbäume. Hätte ich in Australien nie so erwartet.

grenzenlosunterwegs Australien Camper
Affenbrotbaum

Überhaupt ist die Strecke bis zur Küste sehr vielfältig. Große Flüsse bahnen sich unwiderstehlich den Weg durch die rote Erde. Kängurus leben hier noch in Großfamilien und hüpfen durch die Botanik. Oft sind es aber auch die kleineren Naturwunder, welche uns begeistern können. Blumen, Ameisen, Bienen, Echsen, unglaublich bunte Spinnen und ihre Netze, all diese kleinen Wunder erleben wir während unserer vielen Pausen.

Pausen brauchen wir & Toyota Oma, denn es ist fast unerträglich heiß. An einem Roadhaus erfahren wir die Temperatur. Drei Tage sind es schon 47 Grad. Wir haben aber noch Glück wird uns versichert. Nur 200 km weiter westlich sollen es über 50 sein (seit 30 Jahren die Höchsttemperatur in Nordaustralien erfahren wir später). Am Abend sind wir immer irgendwie geschafft, suchen uns einen Übernachtungsplatz der romantischen Art, lauschen den Geräuschen der aufziehenden Nacht und schlummern sehr zeitig, sehr, sehr tief.

grenzenlosunterwegs Australien Camper
Übernachtungsplatz der romantischen Art

An der Westküste plätschert der Indische Ozean ans Ufer. Gi ist happy, denn das Wasser hat um die 30 Grad. Also planschen wir tüchtig. Beim planschen muss man aber sehr aufpassen, denn die Strömungen an der Westküste können echt gefährlich sein. Dies merken ich besonders beim schnorcheln. 

Die Höhenunterschiede von Ebbe und Flut sind hier gigantisch. Bis knapp 10 Meter kann sie betragen. Bei Ebbe sind wir oft am Strand unterwegs. Besonders herrlich empfinden wir dabei die Westküsten-Sonnenuntergänge. Manche gleichen Gemälden. 

grenzenlosunterwegs Sonnenuntergang Westküste Australien
Gemälde?

Unterhalb von Broome gibt es einen Strand, dessen Name eigentlich schon alles sagt. 80 Meilen Strand ist sein Name. In Australien ist einfach alles gigantisch. Natürlich bleiben wir einige Zeit am langen Strand. Er hat es auch verdient, denn er gibt uns neben unendlich viel Ruhe auch ein weiteres besonderes Erlebnis.

grenzenlosunterwegs Australien Westküste
Begegnung

Mir fallen im Sand die vielen Schildkrötenspuren auf. Sofort erwacht Dundee in mir. Bewaffnet mit Stirnlampen, besuchen wir am Abend erneut den Strand. Es ist Vollmond, somit auch ohne Lampen die Sicht sehr gut. Zudem ist gerade Flutzeit. Somit absolut gute Voraussetzungen um eventuell Glück zu haben, einer Schildi zu begegnen.

Es dauert keine 30 Minuten, da sehe ich wirklich eine an den Dünen. Wir können es kaum glauben. Vorsichtig schleichen wir uns an. Die Schildkröte schaufelt gerade das Eiablegeloch. Wir sind begeistert von ihrer Schaufeltechnik. Es muss nicht ihr erstes Gelege sein, denn alles geschieht unglaublich schnell, präzise und mit nur kurzen Verschnaufpausen. Der Eierlegevorgang erfolgt auch mit kurzen Pausen. Von Ei zu Ei hören wir ein komisch klingendes fauchen. Man sieht der Schildi nun die Anstrengung an. 

grenzenlosunterwegs Australien Schildkröten
Sehr anstrengend

Nur wenige Minuten dauert die Eiabgabe. Danach beginnt sie sofort das Gelege zuzuschaufeln. Auch hier überrascht uns die Technik. Die Schildiflossen wirken wie Baggerschaufeln. Teilweise fliegt der Sand über einen Meter weit. Zum Schluss wuchtet Schildi ihren mächtigen Körper (sie ist ca. 1 Meter lang) Richtung Meer. Ich mache ein Foto. Erst später, beim betrachten des Bildes, merke ich die wirklichen Anstrengungen in ihren Augen.

Weiter südlich verbringen wir einen schönen Tag in Perth. Perth punktet mit seinem Fluss, seinen Seen und Parks. Die Einsamkeit ist vorerst vorbei. Siedlung folgt auf Siedlung. Doch jede Siedlung hat etwas zu bieten. In den weiten Buchten können wir oft Pelikane beobachten.

grenzenlosunterwegs Australien Pelikan
Der Reihe nach

Natürlich besuchen wir fast jeden Nationalpark an der Strecke. Es gibt da echte Leckerbissen. Einer davon nennt sich Pinnacles Desert (Nambung NP). Hier ragen tausende Kalksteinsäulen aus dem Wüstensand. Stunden verbringen wir zwischen Säulen und Sand.

grenzenlosunterwegs Pinacles Australien
Pinnacles

Doch der eigentliche Hammer, für mich, liegt nur wenige Kilometer weiter. Ein Meer aus Sand. Nicht irgendein Sand. Es ist, ja ich kann es nicht anders nennen, einfach verzauberter Puderzuckersand mit grünen Hauben. 

grenzenlosunterwegs Australien
Grüne Hauben

Weiter im Süden von Australien, staunen wir erneut. Gigantische Bäume hat hier die Natur geschaffen. Nicht nur Toyota-Oma kommt sich da klein vor. Bis 60 Meter reichen sie gen Himmel. In einem NP spazieren wir auf 40 Meter Höhe durch dem Eukalyptuswald. Eine Rampe führt uns in die Höhe. Gi ist begeistert. Ich suche krampfhaft nach Standhaftigkeit. Schwindelfrei ist halt nicht jeder.

grenzenlosunterwegs Australien Camper
Suche Toyota - Oma

Nach Wochen an der Küste, nach bisher gut 15.000 km, lenke ich Toyota-Oma wieder ins Outback. Eine der skurrilsten Outbackstrassen liegt vor uns. Es ist der Eyre Highway. Kilometermäßig hat er die Länge von der Strecke Paris - Moskau (ca.2600 km). Ein Teil des Highway führt uns durchs durchaus witzige Nullarbor Plain. 

grenzenlosunterwegs Australien
Zurück

Wer bis jetzt gelesen hat, konnte unschwer erkennen, dass ich nur unwesentlich auf die bekannten Weltwunder Australiens eingegangen bin. All die berühmten, unlebendigen oder lebendigen Sehenswürdigkeiten, sind Dank vieler Reisebücher/Internet/TV usw. ausführlich schön beschrieben. Auch hat die Werbeflut zu Australien in den vergangenen 30 Jahren bewirkt, dass wirklich die letzte europäische Zimmerecke allumfassend informiert ist.

Und doch gibt es, sofern man unterwegs das Interesse und die Zeit dazu hat, noch immer ganz Spezielles, Sonderbares & Raffiniertes zu entdecken. Nicht nur die bekannten australischen Wunderwelten sind herrlich, für mich sind es auch die kleinen, oft übersehenen Wunder, welche in der Regel dem australischen Humor, den Gehirnen raffinierter Werbemanager, dem harten Farmerleben, und wie könnte es auch anders sein, auch so manchem Biergelagen in irgendwelchen Outbackkneipen entsprungen sein müssen. 

Nachfolgende Beschreibungen sind wirklich nur für Personen gedacht, welche über etwas Humor verfügen. Humorlose sollten die nun folgenden Zeilen deshalb absolut ignorieren.

Unsere letzte etwas längere Strasse, welche wir in Australien fahren, die mit der unglaublichen, doch vergleichbaren Länge von Paris nach Moskau, ist genau wie alle Highways in Australien mit braunen Schildern garniert. Ja, die Australier lassen sich viel einfallen, um vorbeiziehende Touris auch wirklich bis in die letzte Ecke ihres Landes zu locken. Sie wissen genau, dass so manche Strecken auch etwas langweilig sein können, doch einschlafen am Steuer soll ja niemand.

Uns hat ein Australier erzählt, als er in Deutschland auf Auto-Tour-Urlaub war, kam er vor lauter Lachen kaum zum schlafen, denn nach guten 600 Kilometern, war sozusagen Deutschland durchrollt. Und nebenbei hat er alle Attraktionen abgehakt, sagte er zumindest. Übrigens fährt genau dieser Aussie, vom Outback aus, wo er wohnt, einmal im Monat gute 500 Kilometer zum Großeinkauf in die nächste Kleinstadt. Dies nur zum Verständnis seiner Lack-Attacken. 

grenzenlosunterwegs Australien
Dehnübungen

Obiges Bild erklärt uns die längste Geradeaus-Verbindung in Australien. 146,6 km führt sie durch das Nullarborgebiet (Nullarbor = ohne Baum). Ich habe nicht nachgemessen, doch die ist wirklich, zumindest nach Autotacho, 146 km geradeaus lang. Die restlichen 0,6 km schenken wir uns einfach. Mir kam dabei folgendes in den Kopf! Ist doch eigentlich die ideale Strecke um beim fahren ein Nickerchen zu halten. Und noch was. Doch jetzt wird es wirklich sehr gemein, also Warnung an die Leserinnen. Die Strecke empfand ich nämlich ideal für Frauenfahrstunden, so als Training, meine ich. Bitte keine bösen Zuschriften. Ist wirklich nur Humor!!! Ich bin garantiert für die Gleichberechtigung! 

Übrigens gibt es vor dieser Geraden einen weiteren Lückenfüller-Höhepunkt. Es ist ein Pass. Also ein so richtiger Bergpass, stand zumindest so geschrieben. Ich mag gar nicht schreiben wie hoch der ist. 110 Meter sind da stolz in Braun angegeben. Die haben wirklich keine Zahl vergessen. Wir haben gestaunt, gestaunt und gestaunt. Mehr staunen geht nicht, denn da waren wir schon oben. Eine leichte Kurve hat der Pass übrigens. Echt gefährlich! Da hat es uns fast raus gehauen. Und da man alles in Braun beschildert, ist auch der zweite Pass an der Strecke (Madurapass), man muss ja irgendwann wieder runter, auch braun und somit nicht zu ignorieren. Dieser ist mit 117 Meter Höhe angegeben. Da es kurz steil runter geht, zumindest für australische Gefühle, ist das Gestaune weit kürzer. Also, wir merken bereits jetzt, wenn es im Outback etwas langweilig wird, kommt garantiert ein Lückenfüller.

Zum Lückenfüller im Nullarbor gehört auch der längste Golfplatz der Welt. Ab Kalgoorlii hat der 18 Loch-Golfplatz die Länge von 1360 Kilometer. Gut, wer da ein elektrisches Golfwägelchen sein Eigen nennen kann.

Sind Sie Eisenbahnliebhaber? Wenn ja, nicht weiter lesen, denn garantiert steigen Sie morgen in den nächsten Flieger. Es gibt schätzungsweise 1 Million brauner Schilder (meine Schätzung! es können auch mehr sein!) in Australien. Einige Tausend sind den Eisenbahnfreunden gewidmet. In jeder Ortschaft, wo irgendwann die Eisenbahn in grauer Vorzeit vorbei dampfte, gibt es heute einen Eisenbahnfriedhof, ein Eisenbahnmuseum, einen Eisenbahnschrottplatz oder eine Eisenbahngedenkstätte. Für mich einfach als Lückenfüller fürchterlich, denn hiermit werden oft die Lücken gefüllt und Eisenbahnen war nie so richtig mein Ding. Als kleiner Junge hatte ich nämlich gemeinsam mit meinem Bruder eine Eisenbahnanlage. Als die uns zu langweilig wurde, haben wir unsere Gummi-Indianer (also keine echten Indianer!) auf die Gleise geschnürt und der Lok Dampf gegeben. Dies nur zum Verständnis, warum ich die Schilder schnell ignorierte. 

Auf tausend Braunschilder bringen es auch spielend die Historischen Schulen, die Historischen Landmaschinen und die Historischen 2. Weltkrieg-Flugplätze.

Australien grenzenlosunterwegs
Traumland für Eisenbahnliebhaber

Ich warne ausdrücklich vor den Historischen Schulen, denn wir standen da  vor einem Gedenkstein. Die Schule war schon lange vom Busch verschlungen. Wer aber an Namen von Lehrerinnen und Lehrern großes Interesse hat, sollte auch die anderen 999 Gedenksteine besuchen. Mitteilungen darüber sind ausdrücklich erwünscht, denn in unserem Gedenkstein waren 7 Namen eingehämmert und die wichtigste Frage konnte ich mir leider nicht beantworten. 6 Frauennamen und 1 Männername sind da auf ewig verewigt. Die Frage dabei für mich war nämlich, wer war denn nun der Chef oder die Chefin? Ich habe da ja einen Verdacht! Vielleicht sind aber auf den anderen 999 genauere Angaben eingehämmert. Sollten allerdings auf allen weiteren 999 jeweils nur ein Männername auftauchen, so brauche ich keine Mitteilung, mein Verdacht würde sich von ganz alleine auf über 99,9 Prozent erhärten.

Wer Schrott oder bemalten Schrott liebt, sollte unbedingt auch die Historischen Landmaschinen besuchen. Braune Schilder gibt es genug. Besuchen ist eigentlich falsch, denn viele dieser Maschinen kann man bequem vom Lenkrad aus bestaunen. Einfach ersten Gang einlegen, durchs Dorf hoppeln und staunen.

Was wir leider nie fanden? Braune Schilder mit der Aufschrift: Fliegenfreie-Zone. Eigentlich komisch, denn die gibt es wirklich! 

Schrott! Ein sehr ergiebiges Thema. Viele Outbackgemeinden weisen mit Schrott auf ihr baldiges erscheinen hin bzw. huldigen damit ihrer Gemeinde im Nahbereich. Wir haben noch nie so viel Schrott außerhalb von Schrottplätzen gesehen.

grenzenlosunterwegs Australien Auto Camper
Schrott

Mancher Schrottsammler könnte hier ewig glücklich werden, wäre da nicht eine sinnige Erklärung zur Schrott-bleib-da-Verliebtheit. Wer möchte seinen Schrott, z.B. von Deutschland aus schon gerne bis Sizilien karren, da dort erst der nächste Schrottplatz existiert? Die Entfernung gibt der Schrottverliebtheit somit viel Eigenenergie. Wo viel Schrott, erwacht natürlich auch die Künstlerszene. Und garantiert hat auch die 7 Seelengemeinde zumindest einen Schrottveredler. 

Zum Beweis nun folgend zwei leicht angerostete Kunstwerke  (Erster Dorfomnibus, Erste Dorfelektro-station, so zumindest war es vom Künstler beschrieben).

Auch jeder Farmer muss irgendwie, fast zwangsweise ein Künstler sein, denn dies erlebt man an den oftmals verliebt gestalteten genialen Postkästen der Farmen. Und wie schon geschrieben, wohin nur mit all dem Schrott? Der schönste Postkasten für mich? Natürlich der Fliegerpostkasten. 

grenzenlosunterwegs Australien Pilotin
Ich mag die Pilotin

Okay, oben habe ich geschrieben, manchmal sind es nur 7 Bewohner in einem Dorf. Dies stimmt auch manchmal so, doch manchmal sind es auch 8. 

grenzenlosunterwegs Australien Dorf Camper
Dorfchronik

Am Abend waren die auch alle im Dorfpup versammelt. Habe extra durchgezählt. Der Abend war kein Lückenfüller. Die Dorf-Vollversammlung artete in ein, wie schreibe ich es nur?, na ja, in ein Saufgelage aus. Zum Glück wussten die Kängurus nichts vom Termin! 

Und noch was! Das Verhältnis von Männern zu Frauen bei der Vollversammlung betrug 6:2. Dies zeigt uns eine weitere Outbackspielwiese auf. Bauer sucht Frau, nennt man hier: Farmer sucht Frau. So lange das Ergebnis nicht Unentschieden sein wird (also 4:4), werden auch die weit sensibleren Gemeindeankündigungen an Bestand nicht nachgeben, denn folgende Kunstwerke müssen einfach von Männern gestaltet worden sein!

Es handelt sich der Reihe nach um den: Latschenbaum, Wäscheständer - mit Bügelbrettbaum und  BH-Baum. 

Latschenbaum Australien grenzenlosunterwegs
Latschenbaum

Beim Latschenbaum bin ich mir nicht sicher, ob Künstler oder Künstlerin. Schuhe sind ja eigentlich funkelnde Sterne in Frauenaugen, doch hier handelt es sich echt nur um Latschen.

grenzenlosunterwegs Australien Camper
Wäscheständer- und Bügelbrettbaum

Beim Wascheständer mit Bügelbrett und Wäschekorb, muss die Erklärung sein, dass die letzte Frau die Ortschaft verlassen hat und eine neue Büglerin in der Gemeinde erwünscht ist, erhofft wird, herbeigesehnt wird, notfalls eingefangen wird, ...

grenzenlosunterwegs Australien BH Baum
BH Baum

Der BH-Baum ist für mich sehr verwirrend. Da sind echt ein paar schöne BH's aufgehängt (aus Männersicht).

Er wurde in Gedenken an Marree Kester erschaffen. Komisch, ich habe da echt keine richtige Erklärung. Natürlich gibt es einige Vermutungen, doch mag ich diese nicht schreiben, denn die Seite unterliegt strenger Zensur (Gi!). Ich fand leider auch niemanden, der meine Vermutungen erhärten konnte.

 

Australien ist Auswandererland, somit gibt es natürlich auch zahlreiche Auswandererkünstler mit dem Hang zur alten Heimat. Die Burg ist echt schön. Ich würde sie ursprünglich in Bayern ansiedeln. 

grenzenlosunterwegs Australien
Bayrische Burg?

Und wer als Touri im Aussieland sehr schnell Heimweh bekommt, darf bei der Burg natürlich länger verweilen, denn nebenan ist sogar ein Picknickpark. Also nicht nur ein Lückenfüler. 

 

So, und nun zu meinem Lieblingslückenfüller. Wir haben da wirklich eine ganze Nacht verbracht. Der Häschenfriedhof ist dafür absolut gut geeignet, denn es gibt auch hier einen kleinen Picknickpark, sogar mit Toilettenhäuschen und man staune, auch mit elektrischem Grill.

grenzenlosunterwegs Australien Camper
Häschenfriedhof

Man soll beim Abschied nur etwas in der Friedhofs-Häschen-Kasse klingeln lassen, dann sei alles okay. Warum nun aber gleich eine ganze Nacht? Der Häschenfriedhof hat in mir Kindheitserinnerungen wachgerufen. 

All die beerdigten Hasen waren mindestens 2 Jahre alt. In meiner Kindheit gab es monatlich mindestens einmal Hasenbraten. Meine Oma mütterlicherseits, war nämlich Hasenzüchterin aus Leidenschaft. Keiner ihrer Lieblinge wurde aber auch nur 1 Jahr alt. Sie landeten regelmäßig in irgendwelchen Bratpfannen. Dazu gehörte natürlich auch unsere sehr große Bratpfanne sehr regelmäßig.

Auch wenn Vegetarier es nicht verstehen werden, noch immer liebe ich Hasenbraten. Thüringer Klöße, eine Rahmsoße und Häschen, einfach ein Hochgenuss. Gurkensalat als Beigabe macht sich dabei sehr gut. 

Natürlich kamen mir in Anbetracht all meiner zu jung verspeisten Häschen doch irgendwie Gewissensbisse. Also legte ich für all die zu früh aus dem Leben gerissenen, eine Gedenkminute ein. Da die Anzahl wirklich nicht gering war, mussten wir einfach eine ganze Nacht bleiben. 

Nun aber genug mit den sinnigen und unsinnigen Lückenfüllern. Ich will es mir ja mit den Vegetariern, den Schrottsammlern, den Eisenbahnfans und, und und ... nicht endlos verderben. Auch muss ich damit rechnen, dass irgendwann einem Australier dieser Blog zugespielt wird. Und genau da wird die Angelegenheit dann ernst. Ich bekäme sicher kein Visa mehr, oder die Warnung vom nächsten Bild gilt für Zehntel von Sekunden nicht mehr. 

grenzenlosunterwegs
Warnung

Also kehre ich auf den Pfad der Tugend zurück. Dies fällt mir ausgesprochen leicht. Ehrlich! Das Land ist zwischen den sinnigen bzw. unsinnigen Lückenfüllern nämlich garantiert ein echter Hammer. Beweise folgen sogleich.

 

Wo gibt es solche Traumküsten noch? Über 20 Tausend Kilometer erstreckt sich Traumküste an Traumküste. Speziell im Norden gehören sie einem noch oft alleine. Ich möchte sogar wetten, hier gibt es noch Strandkilometer die niemand belatscht hat.

Australien grenzenlosunterwegs
Traumküste

An der Südküste sind noch vereinzelt Seelöwen zu sichten. Die Männchen werden bis 2 Meter lang. 

grenzenlosunterwegs Seelöwe Australien
Seelöwe

Im Outback sollte man unbedingt auch mal der Sonne entgegenfahren. Dann springt garantiert der Outback - Funke über.

grenzenlosunterwegs Australien

Sonnenuntergänge wie Gemälde sind zwar selten, doch mit Geduld und Zeit erlebbar.

Genug der Wiedergutmachung. Bilder muss man nicht lange beschreiben. Sie erzählen ja oft selbst.

Als wir in Sydney nach fast 3 Monaten und über 20 Tausend km einfahren (Beifall für Toyota-Oma!), frage ich Gi, was hast du von Wi-Dundee eigentlich wichtiges gelernt? Gi überlegt kurz. Nun ja, du hast mir doch gelehrt, dass Koalas fast nur Eukalyptusblätter fressen. Somit müsste auch klar sein, dass es einen großen Unterschied gibt, ob du oder ein Koala rülpst! Deine Rülpser riechen nicht nach Eukalyptusbonbon!  

 

Ich liebe Aldi, speziell in Australien. Der ganz normale Wahnsinn hat uns also wieder. Aldi trägt dazu positiv bei.

Die Schokolade mit den großen Nüssen gibt es nämlich in Australien nur bei Aldi. Dies ist für uns sehr wichtig, denn wir wollen unseren Sohn in Neuseeland besuchen. Er liebt die Nussige genau wie sein Papa.

Also räumen wir das Schokoladen-Nuss-Regal leer. Die Verkäuferin lächelt. Ihr kommt aus Deutschland, stellt sie vergnügt fest.

Natürlich schauen wir noch bei der Oper von Sydney vorbei. Sie ist herrlich.

grenzenlosunterwegs Oper Australien
Oper

Somit auch der Beweis, dass ein fast Ewig-Zeit-Bauwerk (Erbauung von 1959 bis unbegreiflich 1973) sowie einer 15 fach überzogenen Kostenexplosion, durchaus schön sein kann. Warum schreibe ich das? Ganz einfach. Liebe Berliner, der Hauptstadtflughafen wird schon noch irgendwann fertig. Was ich nur hoffe, er mag hoffentlich dann auch schön sein!

 

Australien war echt schön. Garantiert nicht unser letzter Besuch. 

 

Dankeschön für Ihr Interesse!!!