Ein weiterer Traum geht in Erfüllung: 1700 Tuckerkilometer durch Sri Lanka
Schon immer bestand der Wunsch, längere Zeit mit einem Tuk Tuk unterwegs zu sein. Und selbst steuern wollte ich es natürlich.
In Sri Lanka ist dies seit einiger Zeit ohne Probleme möglich. Es gibt da eine Firma, geführt von jungen Leuten, welche diese Marktlücke sehr professionell ausfüllen.
Man braucht nämlich als Ausländer eine Genehmigung (extra Fahrerlaubnis) und natürlich auch eine Versicherung.
Bei unserer Ankunft in Colombo sind die bürokratischen Hürden, wie vorher bereits zugesagt und somit erhofft, auch wirklich abgearbeitet. ,,Prima Jungs & Mädels'', geht es mir sofort durch den Kopf. Es erfolgt sogleich die Einweisung mit vielen hilfreichen Broschüren und natürlich die Probefahrt im chaotischen Hauptstadtverkehr.
Blut und Wasser schwitze ich da. Ich muss mich ja sogleich am Linksverkehr, am ewigen Gehupe und am nervigen Strassenkrieg gewöhnen. Mir wird sofort bewusst, der PS-Stärkere hat immer Vorfahrt, hat immer Recht.
Busfahrer sind dabei die absolut schlimmste Spezies. Die Fahrer sind reinste Kampfmaschinen, ohne Rücksicht auf Verluste am Strassenrand. Wir haben schon viele Busfahrer weltweit erlebt, die von Sri Lanka sind wahrlich die durchgeknalltesten Hochgeschwindigkeitslenker. Egal, nach nur einem Tag habe ich die singhalesischen Eigenheiten zum Glück verinnerlicht.
Unser Tuk Tuk muss zudem bei seiner Geburt eine Zangengeburt erlitten haben, denn viele Dellen zieren seine rote Blechhaut, stelle ich sofort fest. Trotz seiner knapp 40 tausend km auf dem Tacho, taufen wir unsere Knattermaschine auf dem liebevollen Namen "Tuk Tuk Baby". Die richtige Tour kann somit bald beginnen. Eine für Sri Lanka so typische Insel-Rundtour soll es werden. Das es letztendlich 1700 km sind, wissen wir da noch nicht.
Bereits dreimal waren wir vorher auf Sri Lanka unterwegs. Zuletzt war es 2003. Da hatten uns unsere Fahrräder als Fortbewegungsmittel gedient. Uns interessiert nun, was mag sich in der Zwischenzeit alles so geändert haben? 14 Jahre sind ja eine lange Zeit. Was ich schnell begreifen werde, der chaotische Verkehr hat sich nicht geändert.
Wir verstauen unseren Rucksack im Bauch von Baby. Und los kann es gehen. Den heiligen Adams Peak tuckern wir zuerst an. Im ersten, manchmal auch zweiten Gang, quält sich Tuk Tuk Baby sehr rasselnd und lautstark an seinen Fuß heran. Nach der Qual hat Tuk Tuk Baby für zwei Tage Pause, denn wir wollen unseren 4. Aufstieg erleiden. Uns ist bewusst, auch diesmal wird es uns nicht ohne Muskelkater gelingen.
Bei Tag erklimmen wir die ca. 5 tausend Stufen hinauf auf 2243 Meter Höhe. Fast die ganze Zeit regnet es. Da es regnet, begegnen uns nur wenige Pilger. Diese haben die unterschiedlichsten religiösen Gründe für ihre Pilgertour, denn oben angekommen verschmelzen für mich persönlich die Religionen. Der Adams Peak ist fast allen Religionen heilig. Jeder Pilger - ob Muslim, Christ, Hindu oder Buddhist - vereinnahmt qualvoll oben angekommen die Vertiefung im rötlichen Gestein als seinen eigenen heiligen Fußabdruck.
Ich finde das Klasse, denn egal wann wir auch immer oben waren, die Stimmung war immer ergreifend, war immer eine Mischung von unterschiedlichsten friedliebenden religiösen Pilgern. Auch diesmal genießen wir genau diese Stimmung mit den wenigen Pilgern. Nur die Aussicht wird arg getrübt. Dicke vernebelte Regenwolken lassen uns keine Sicht auf die gigantische Bergwelt.
Dafür dürfen wir bergab erleben wie mühevoll das Kloster ganz oben, oder die Bretterbuden am steilen Wegesrand mit dem Nötigsten versorgt werden. Jede Flasche Wasser, jedes Ei, jeder Sack Reis oder, oder ... muss durch die Kraft von Trägern an den richtigen Platz geschleppt werden.
Sogar einer älteren Pilgerdame im Hochsitz begegnen wir. Sie wollte unbedingt nochmals rauf. Da die eigenen Beine die Kraft nicht mehr haben, lässt sie sich im gewagten Holzstangenstuhlsitz von jungen Männern transportieren.
Auf unserem Tuckerweg, vom Adams Peak runter nach Kandy, freut sich Tuk Tuk Baby ordentlich, denn es geht weit über tausend Höhenmeter meist nur bergab. Und wir freuen uns, dass wir nicht laufen müssen. Unsere Waden sind kurz vor der Explosion.
Wir genießen die grüne Bergwelt mit ihren unzähligen Teeplantagen, die schmalen schlingernden Strassen zwischen all den Teebüschen, genießen die winkenden Singhalesen und so machen Wasserfall. Wo wir es besonders spannend finden, stoppen wir einfach.
Zwei Tage bleiben wir im quirligen Kandy, besuchen den Zahntempel und umrunden sehr oft den schönen Kandy-See. Dabei erspähen wir den ersten Waran. Überhaupt sind uns die vielen weiteren kulturellen Sehenswürdigkeiten nicht so wichtig, denn viele habe wir schon vor Jahren erleben dürfen. Wir schlendern da lieber in den nahen Teeplantagen, laufen zum Sonnenuntergang an den See oder folgen einfach Gi's Näschen. Damit spürt sie immer die besten Kneipen auf. Curry ist dabei das Zauberwort. Fast täglich essen wir die genialen Gerichte während der knapp vier Wochen. Wir lieben diese Currygerichte.
Natürlich lassen wir auf unserem Weg in Richtung Norden Dambulla, Sigiriya und auch Anuradhapura nicht links liegen, denn wir befinden uns im kulturellen Dreieck von Sri Lanka. Hier zwingt die vielfältige Vergangenheit der Insel zu regelrechten Stopps.
Am meisten begeistern mich erneut die Wolkenmädchen am 200 Meter hohen Granitmonolith von Sigiriya. Die Mädchen sind schon über 1500 Jahre alt. Und immer noch sind die barbusigen, an den Fels gemalten Schönheiten einfach nur als erstaunlich hübsch, bezaubernd und erotisch einzuordnen.
Eine Ablichtung mit der Kamera verbieten sich die Mädchen in der Zwischenzeit. Kein Wunder bei tausenden von Besuchern. Ich frage trotzdem einen der Wachmänner.
,,Sechs Monate Gefängnis'', ist sein kurzer Kommentar. Sie kommen mir plötzlich nicht mehr ganz so hübsch vor.
Bei unseren täglich vielen kulturellen Stopps sind dabei die Singhalesen immer erstaunt, dass wir mit dem eigenen Tuk Tuk vorfahren. Natürlich müssen wir viele Fragen beantworten. Wieso, weshalb, warum?
Wir erzählen immer von unserem Traum, der nun Wirklichkeit wurde und welche Freuden wir dabei empfinden.
Oft wird uns an den Strassen gewunken. Sobald sie aber mein weißes Gesicht durch die Frontscheibe erblicken, sind sie nur noch verwundert. Meist denken die Menschen ich bin ein Tuk Tuk Taxifahrer, können aber meine Hautfarbe nicht so recht einordnen. Manchmal halten wir wirklich an, fragen wohin. Ist die Strecke kurz, nehmen wir manchmal jemand mit. Auf meinem Taxilohn verzichte ich dabei immer, auch wenn sie mir meist sagen, ich sei ein echt guter Driver.
Einen Mann mit Jamaika-Flair nehmen wir in der Nähe von Dambulla ein kurzes Stück mit. Er erzählt uns, Sri Lanka habe sich in den letzten Jahren sehr verändert. Es geht nur noch um das liebe Geld. Früher waren die Menschen ärmer, dafür aber weit herzlicher. Einordnen kann ich seine Aussagen da noch nicht so richtig.
Schon öfters haben wir das Hinweisschild mit dem Elefant am Strassenrand gesehen. Gedanken deswegen haben wir uns aber nicht gemacht. In Sri Lanka gibt es viele Nationalparks. Diese wollen wir aber nicht besuchen, denn aus Erfahrung wissen wir, dass man dort nur mit sehr viel Glück wirklich wilde Elefanten antrifft.
Das wir einen "Wilden" irgendwo sehen werden, daran glauben wir natürlich auch nicht.
Auf der Strecke von Anuradhapura rüber zur Ostküste nach Trincomalee leben für singhalesische Verhältnisse sehr wenig Menschen. Nur selten tuckern wir durch ein Dorf. Größere Baumbestände wechseln da ständig mit Steppe und kleineren Seen. Eine eigenartig schöne Landschaft. Und genau da passiert es. Ein recht großer Elefant steht da plötzlich am Strassenrand. Sein Rüssel zeigt dabei wie eine Schranke zur Strassenmitte.
Als ich ihn erblicke - er da noch um die hundert Meter vor uns ist - stoppe ich sofort. Ein Elefant ist ja zum Glück nicht zu übersehen. Wir sind perplex, total überrascht, verunsichert und auch etwas ängstlich, dies aber gemischt mit vielen Glücksgefühlen. Ein Gefühlscocktail der unbeschreiblichen Art.
,,Tuk Tuk Baby ist kein Panzer'', geht es mir sofort durch den Kopf. Wie muss ich mich jetzt verhalten? Warten? Einfach den Dicken ignorieren? Was wird er tun? Was soll ich tun?
Die Strecke ist nur wenig befahren. Nur alle paar Minuten huscht uns ein Auto, ein rasender Bus oder Tuk Tuk entgegen. Gi meint, ,,Warte einfach. Wir beobachten was die anderen Fahrer tun.''Ich warte recht lange. Kein Fahrzeug kommt. Der Elefant wartet aber auch. Dann kommen plötzlich 3 Fahrzeuge kurz hintereinander. Es sind ein Bus und zwei PKW's. Alle verhalten sich gleich. Sie stoppen kurz, geben danach sofort viel Gas und huschen vorbei. Jedesmal trottet der Riese im Zeitlupentempo auf die Fahrzeuge zu, rüsselt sie aber nicht an oder gar um.
,,Gib Gas'', flüstert mir Gi ins Ohr. Ich tue es. Kurz bevor wir auf gleicher Höhe sind, setzt sich unser Freund in Bewegung. Ich gebe mehr Gas. Er hebt den Rüssel, will scheinbar unser Tuk Tuk Baby einfangen. Mit dem Herz in der Hosentasche flitze ich am Rüssel vorbei. Gi ist dabei begeistert. ,,Der hat mich fast berührt'', brüllt sie mir freudig ins Ohr. Nur kurze Zeit später, muss ich zwei weitere Rüssel kunstvoll umtuckern. Kein Problem, ich bin ja nun ein Profi.
Und Gi schnappt sich die Kamera, knipst einige Bilder außerhalb von Tuk Tuk Baby. Als einer der Elefanten Gi mit flotten Schritten entgegenlatscht, reicht es auch ihr. Es sind wilde Elefanten, das Risiko somit unberechenbar. Es gibt immer wieder Todesfälle mit Elefanten in Sri Lanka.
Der Mensch raubt ihnen ihr Revier, baut Strassen in ihrem Revier oder tuckert durch ihr Revier. Innerlich verspüre ich eine Wut. ,,Es ist Euer Land'', denke ich, und flüstere dabei für mich: ,,Entschuldigung.''
Wenige Kilometer nördlich von Tricomalee suchen wir uns eine romantische Unterkunft direkt am Meer. Es ist Monsunzeit an der Ostküste. Nur 3 Touristen sehen wir in den nächsten Tagen. Wir fühlen uns sehr wohl, bleiben deshalb einige Nächte, unternehmen lange Spaziergänge am Traumstrand, tuckern ins Hinterland für weitere Tiererlebnisse, besuchen Tempel, kaufen viele Früchte oder hängen einfach nur ab.
Bei unseren Streifzügen durch die Natur, dürfen wir viele weitere Tiere beobachten. Wir nehmen uns dafür viel Zeit, denn es bereitet uns viel Freude den Tieren so nah zu sein. Pfaue, super bunte Vögel in großer Anzahl, wilde Büffel und Affen sehen wir täglich. Warane erblicken wir immer an den Wasserkanälen. Echsen huschen fast stündlich durch das Gebüsch. Nur ein Kroko sichten wir.
Besonders viel Zeit verbringen wir mit einigen Affen. Sie sind mit sich selbst beschäftigt, bemerken uns somit kaum und wir können nur noch staunen, wie wichtig doch die Affen- Körperpflege ist.
Nach den vielen intensiven Tierbeobachtungen tuckern wir immer südlich weiter entlang der Ostküste. 9 Liter fasst der Tank von Tuk Tuk Baby. Ich vergesse in Trincomalee zu tanken. Auf dem Weg nach Süden neigt sich schnell die Nadel ins rote Feld. Eine Tankstelle ist nicht in Sicht. Als TukTuk Baby nur noch kurz röchelt - Dunkelrot ist erreicht - bleiben wir mitten in einem Dorf stehen. Gi fragt die Dorfbewohner, wann die nächste Tankstelle kommt? In 50 Metern erklärt man ihr. Wir schieben Tuk Tuk Baby die 50 Meter, sind aber erstaunt, denn eine Tankstelle ist nicht zu sehen. Wir fragen erneut. ,,Genau hier", sagt uns eine nette Frau.
Und bei "Genau hier", ist der Dorfladen. Wir staunen nur noch. Benzin gibt es im Dorfladen. Drei nette Damen nehmen meine Flaschenbestellung auf. 5 Flaschen zu je einem Liter notieren sie. Dann beginnen sie die Umfüllaktion. Gemeinsam füttern wir Tuk Tuk Babys lehren Bauch. Ich trinke noch einen Kaffee bei den Ladys. Dabei erzählen sie mir, dass die nächste richtige Tankstelle in 50 km sein wird.
Da reichen die 5 Liter auf jeden Fall. Nach nur 20 km beginnt Tuk Tuk Baby aber erneut zu röcheln.
,,Oh mein Gott'', denke ich da nur, denn es ist ein sehr schlimmes röcheln. Tuk Tuk Baby pfeift, schnauft und lässt alle paar Minuten regelrechte Furz- Fehlzündungen durch's Auspuffrohr donnern. ,,Was haben die mir da reingeschüttet?'', sage ich zu Gi.
Tuk Tuk Baby tuckert donnernd weitere 30 km. Wir schaffen es bis zur richtigen Tankstelle. Da gibt es zum Glück auch gleich eine Werkstatt für Tuk Tuk's.
In Colombo haben mir die netten Vermieter gesagt, wenn wir ja 1000 km tuckern (geglaubt haben sie es aber nicht so richtig, denn sie lachten kräftig bei der Aussage), dann sollen wir unbedingt in einer Werkstatt eine Durchsicht machen lassen. Alle 1000 km sei dies vorgeschrieben, betonten sie noch.
1000 km sind erreicht. Also verbinde ich das Furzproblem sogleich mit einer Durchsicht. Um die 30 Minuten dauert die ganze Aktion. Die Kerle von der Werkstatt verstehen ihr Handwerk.
Tuk Tuk Baby wird einseitig per Muskelkraft ohne Hilfsmittel aufgebockt. Die Zündkerzen werden überprüft, der Vergaser gereinigt und neu eingestellt, Kabel überprüft, Bremsflüssigkeit nachgefüllt und jeder Nippel abgeschmiert. Danach beendet einer der Mitarbeiter die Probefahrt im Hof mit einer absoluten Vollbremsung.
,,Alles in Ordnung'', flüsstert er mir freudig. ,,Und wenn er wieder furzt, dann liegt es am Benzin'', fügt er noch hinzu. Dabei erklärt er mir, die Benzinqualität ist in Sri Lanka oft sehr schlecht, halt verunreinigt. Vor 3 Tagen wurde erst wieder ein sehr großer Tanker im Hafen von Colombo nicht geleert, da das Benzin verunreinigt war. Da kommt es manchmal gar zu Schließungen von Tankstellen, da der Nachschub fehlt.
Ach ja, auch interessant, um die 3 Euro bezahle ich für die echt gute Arbeit. Natürlich gebe ich auch Trinkgeld, denn immer wenn ich mit einer Leistung zufrieden bin, will ich dies auch honorieren. Und die Kerls waren echt gut.
In der Hoffnung, dass das Benzin an der nächsten Tankstelle clean ist, tanke ich randvoll. Die nächsten 20 km furzt Tuk Tuk Baby nur zweimal, dann ist der Spuk vorbei.
Ohne weitere unmögliche Geräusche tuckern wir 2 Tage später in der Arugam Bay ein. Es wird ein Ort der weiteren Erholung für uns. Die malerische Bucht ist weltweit ein Lieblingsplatz für Surfer. Allerdings ist die Surfersaison nur in den Sommermonaten. Jetzt herrscht der Monsun. Da die Sonne lacht, ist uns dies aber egal. Nur wenige Urlaubs-Singhalesen sind im Paradies. Unser Zimmervermieter ist glücklich. Wir sind seine einzigen Gäste.
Gi kauft sich an einer Bude einen hübschen Hut. Irgendwie passt dieser zu Tuk Tuk Baby.
Die Ostküste hat uns mit all ihren hübschen Stränden verwöhnt. Wir kannten diesen interessanten Teil von Sri Lanka noch nicht. Zum Glück sind wir da lang getuckert. Neben den Stränden begeistern uns auch die Einheimischen, die Tempel und das urige Hinterland. Die Menschen machen einen ausgeglichenen Eindruck auf uns. Nichts geschieht mit Hektik.
In der Ruhe liegt die Kraft, liegt die Seligkeit. Genau dies haben wir erhofft zu finden. Noch vor wenigen Jahren herrschte ein Bürgerkrieg im Norden und an der Ostküste von Sri Lanka. Unglaubliches Leid verdunkelte für Jahre das Paradies.
Von der Arumgam Bay aus tuckern wir im großen Bogen um die Nationalparks Yala Ost und Yala West. Zwei volle Tuckertage brauchen wir. Auch wenn die berühmtesten Nationalparks nicht weit entfernt sind, es versperrt uns kein Elefant die Strasse. Doch während einer Rast an einem Fluss hören wir plötzlich Geräusche. Ich schaue nach. Ein Elefant nimmt gerade ein Bad.
Als er mich bemerkt, verschwindet er recht flott im Dschungel. Nur wenige Stunden später erblicken wir erneut das Meer. Und was wir sehen, können wir kaum glauben. Nach den Stränden der Ostküste, hätten wir eine Paradies-Strand-Steigerung nicht erwartet. Die Ortschaft (den Namen verrate ich nur "Seelenverwandten") am Strand hat nur wenige Herbergen. Für uns der ideale Entspannungsort. Viele Stunden verbringen wir mit Wanderungen an unserem Strand. Nur sehr selten erblicken wir dabei fremde Fussabdrücke.
Nur einen Tuckertag weiter, beginnt das ganz "normale" Urlauberparadies von Sri Lanka. Touristenort folgt da auf Touristenort. Wir besuchen einige dieser Orte. Mancher gefällt uns, aber viele sind auch austauschbar, gleichen einer Schablone, könnten somit aus anderen Ländern hierher gebeamt worden sein.
Mir fällt der Mann mit dem Jamaika - Flair ein. Hat er dies gemeint? Wir kennen die Südküste. Dreimal haben wir uns da schon während Touren durch Sri Lanka aufgehalten. 2003 war der letzte Besuch. Ja, es hat sich viel geändert. Damals waren die einzelnen Orte für uns nicht austauschbar. Sie hatten alle ihr eigenes Flair. Warum ist es jetzt anders?
In Hikkaduwa besuchen wir ein Tsunami-Museum. Wir bringen Blumen mit, gedenken der vielen Opfer. Auf dem Tag genau (es ist der 26.12.18) vor 14 Jahren wurde an der Süd- und Ostküste die Hölle übers Land gespült. Bis 15 Meter hoch waren die Wellen. Sie brachten unendliches Leid. Um die 35 tausend Menschen starben in den Fluten auf Sri Lanka (weltweit um die 240 000). 800 000 Singhalesen wurden obdachlos. Die Küste war ein einziges Inferno.
Während wir uns die traurig und beklemmend machenden Bilder beschauen, fällt uns unser Tag an jenem 26.12.2004 ein. Wir waren da gerade an der Küste des Jemen unterwegs (ca. 6 tausend km entfernt). Am späten Abend wollte wir in einer Ortschaft Fisch in einem Bretterrestaurant essen. Man sagte uns, es gibt keinen Fisch. Wir fragten warum? Es konnte uns niemand richtig erklären. Man sagte uns nur, kein Fischer hat an diesem Tag etwas gefangen. Es muss etwas schlimmes passiert sein. Das Wort Tsunami wurde da aber nicht gesprochen.
Zwei Tage später erfuhren wir zufällig in einem weiteren Bretterresto um was es eigentlich ging. Es gab da einen TV. Der Tsunami beherrschte die Weltnachrichten und versetzte uns sofort in einen Schockzustand, denn uns wurde bewusst, dass einer unserer Söhne auf oder vor Sri Lanka sein musste.
Er war auf der Dschunke der Weltenbummler Brümmer&Glöckner . Wir wussten, dass sie um die Weihnachtszeit im Hafen von Colombo ankern wollten. Für uns brach die Welt zusammen. Lebte er, lebten sie noch?
Erst 3 quälende Tage später bekamen wir eine Verbindung nach Sri Lanka. Unser Sohn lebte, und allen Mitgliedern der Dschunkencrew ging es gut. Sie erlebten den Tsunami auf See. Nur um die 24 Segelstunden waren sie da noch von Colombo entfernt. Diese nur 24 Stunden entschieden zwischen Leben und Tod.
Sri Lanka wurde beim Wiederaufbau durch reichliche Spenden sehr geholfen. Besonders die Südküste erholte sich relativ rasch. Bei diesen Gedanken wird mir schnell klar, dass dieser Wiederaufbau auch stetige Veränderungen mit sich gebracht hat. Auf das alte Flair konnte da oft keine Rücksicht genommen werden. Schnell sollte es geschehen. Ich kann es jetzt verstehen. Mit der Moderne zogen zudem auch die Preise an. Dies galt natürlich nicht nur für die Touristen. Speziell in Touristenzentren leiden hauptsächlich die Einheimischen unter ständig steigenden Preisen. Und Geld verändert öfters den Charakter, egal wo man zu Hause ist. Ich nehme an, der Mann mit dem Jamaika - Flair hat genau dies gemeint.
Noch immer gibt es aber auch an dieser Küstenregion kleine Paradiese. Genau diese suchen wir. Und finden sie auch.
Nach 1700 Tuckerkilometern tuckern wir in Colombo ein. Ein weiterer Traum ging in Erfüllung. Die Traumverwirklichung hat uns sehr viel Freude bereitet. Wir lieben Sri Lanka.
Mach's gut Tuk Tuk Baby. War eine schöne Zeit mit dir.
Dankeschön für Ihr Interesse!!!