Wegen Corona an Orten welche wir wohl nie, oder wohl nicht mehr besucht hätten.
Eigentlich wollten wir schon lange erneut in der Welt unterwegs sein. Doch einige gesundheit-liche Probleme und natürlich Corona hielten uns bis zum 14. Juni in der Heimat
fest.
Am Montag (15. Juni) sollten dann endlich die ersten Grenzen Richtung Süden wieder öffnen. Also setzen wir uns in "Lulu" (unser Kastenwagen) und düsen Richtung Italien. 14 Tage haben wir geplant.
Über Tschechien und Österreich sind wir recht flott in Italien.
Was uns bei der Fahrt gen Süden sofort auffällt, nur wenige Touristen haben die gleiche Idee.
Chiusaforte liegt am Alp-Adria-Radweg. Von unserer Langzeitwanderung kennen wir die Region bestens. Deswegen unternehmen wir einige schöne Wanderungen und Radtouren. Nur sehr wenige
weitere Wanderer und Radler sind unterwegs.
Erst in Triest änderte sich die Situation. Die Stadt selbst ist voller Menschen. Mundschutz tragen die wenigsten. In den Kaffees und Eisdielen sind fast alle Plätze besetzt. Noch mehr wundern wir
uns über die vielen Badegäste am westlichen Stadtstrand.
Zugegeben, es ist ein sehr sonniger Tag, doch so haben wir Triest in Coronazeiten nicht erwartet. Wie in den alten Zeiten. Nur wenige hundert Meter vom Stadtstrand ist auf einem Felsen das Schloss Miramare zu erkennen. Schon immer wollten wir es besichtigen.
Mit Mundschutz betreten wir die Parkanlage vom Habsburger Schloss. Die Dame vom Einlass ist begeistert. Warum? Wir sind nach Monaten die ersten ausländischen Touristen.
Wir sind begeistert. Ein Schloss direkt am Meer auf einer Felsenklippe. Schon immer wussten die Habsburger wo es schön ist.
Liegt es an den wenigen Besucher, dass sich die Vögel auch sehr wohl fühlen? Am Triester Stadtstrand waren keine zu sehen.
Am Abend suchen wir uns einen Stellplatz nicht weit vom Schloss. Es ist an einer Marina. Einfach ideal für uns.
Von Triest bis Venedig ist es nicht weit. Zuletzt waren wir während unserer Weltumradlung (2011) in der Lagunenstadt mit seinen mehr als 100 kleinen Inseln. Damals waren wir begeistert. Es war Ende März mit viel Sonnenschein und relativ wenigen Touristen. Für uns war die Stadt ein Traum.
In den letzten Jahren hörte man nur unangenehme Nachrichten von Venedig. Menschenmassen, verschmutztes Wasser, Kreuzfahrschiffe, eine Tasse Kaffee für 6 Euro, und, und ...
Was wird uns erwarten? Wir sind gespannt wie die kleinen Kinder.
Zwangsweise fahren wir durch Jesolo auf der Halbinsel Cavallino um bis an die Westküste zu gelangen. Hotel reiht sich da an Hotel, Campingplatz an Campingplatz. Es sind zwar kaum Touristen unterwegs, aber wir stellen uns sofort vor, was hier zu normalen Zeiten los ist. Wir sind uns schnell einig, es wäre garantiert nicht unser Traumrevier.
In Punta Sabbioni finden wir recht flott einen idealen Übernachtungsplatz auf einem der vielen Parkplätze für die Nacht. Der Parkplatzbesitzer klagt uns sein Leid. Er wartet sehnsüchtig auf Touristen.
Am nächsten Morgen schippern wir mit der Fähre rüber nach Venedig. Nur ein einziges Boot begegnet uns. 2011 war weit mehr los.
Die Stadt wirkt wie ausgestorben. Es ist eine eigenartige Stimmung.
Die Gondoliere warten sehnsüchtig auf Kundschaft. Wir haben jeden Kanal, jede Brücke, jeden Weg und auch den Markusplatz, sozusagen für uns alleine.
Trotz der eigenartigen Stimmung können wir genießen. Wir erfreuen uns an den vielen sogenannten Kleinigkeiten.
Auf dem Markusplatz zähle ich 20 Touristen. Waren es 2011 um die 2000? Nicht nur die Touristen fehlen. Auch ist keine einzige Taube da. Positiv dabei ist. Die Tauben sind nun wieder richtige Tauben. Sie haben Plätze im weiten Umfeld gefunden, suchen nun selbst ihr Futter. Und sind garantiert nicht mehr so fett. Dem Markusdom selbst ist dies alles egal.
Die vielen Restaurants auf dem Markusplatz strömen Endzeitstimmung aus. Gastronom möchte ich hier jetzt nicht sein.
Wir selbst essen Spagetti, prima Salat und trinken Kaffee in einer Nebengasse zu sehr vernünftigen Preisen. Der Wirt ist nicht zufrieden, wir sind
zufrieden.
Der Wirt erzählt uns, noch 2 solche Monate, dann ist er endgültig ruiniert. Hilfe vom Staat bekommt er nicht. Venedig ist Tod, sagt er laufend.
Noch Stunden laufen wir durch die Stadt. Dabei wird uns bewusst, Extreme sind selten gut. Venedig fehlen wirklich die Touristen. Ohne Menschen ist Venedig nicht Venedig. Was ich mir persönlich aber Wünsche, wäre ein Mix aus alten Zeiten und jetziger Zeit. Eine Balance der Vernunft. Ein Zwischenspiel von Gier und Ruin.
Nach den zwiespältigen Eindrücken in Venedig düsen wir Richtung Norden. Wir wollen in die Berge zurück. Am Wegesrand sehen wir plötzlich ein Hinweisschild. Früher hätte ich dem Schild keine Aufmerksamkeit geschenkt.
Corona hat unser Leben verändert.
Corona hat zum Glück aber nicht die Landschaften verändert. Schon vor unserer Ankunft am nächsten Ziel, wirkt die Landschaft wie ein schönes Gemälde. Und mittendrin sehen wir während einer längeren Wanderung plötzlich unser eigentliches Ziel als perfekten Landschaftsmittel-punkt.
Schon immer wollten wir sie umwandern. Jedoch gab es auch immer wichtigeres zu erleben. Dank Corona ist es nun soweit. Und wir bereuen nicht. Wir haben einen geilen Stellplatz. Zur Wander- Umrundung lassen wir uns viel Zeit.
Die Drei Zinnen sind ein sehr markanter Gebirgsstock in den Sextner Dolomiten. 2999 Meter ist die höchste Erhebung. Wanderwege gibt es viele. Wir wählen die Umrundung der Drei
Zinnen.
Ständig wechseln dabei die Eindrücke. Die Schneewände sind sehr beeindruckend.
Wer mag kann an oder in Berghütten eine Rast einlegen.
Nur wenige Wanderer sind unterwegs. Und man sagt uns, nur selten ist es hier so einsam. Und genießt die Zeit, dann bald wird es wieder anders sein. Wir genießen in vollen Zügen.
Fasziniert sind wir von den Abwechslungen der Landschaft. Erst Schnee, dann die ersten Blumen auf grüner Wiese.
Erst am späten Nachmittag kommen wir mit etwas Muskelkater zu Lulu zurück. Die Aussicht vom Camper lässt die Anstrengungen schnell vergessen.
Auch wenn wir schon viel in der Welt unterwegs waren, in der Schweiz waren wir noch nie. Da Sankt Moritz nicht weit von den Drei Zinnen entfernt ist, fahren wir durch gefühlt unzählige Täler und über gefühlt unzählige Bergkuppen. Es zieht sich. Nur wenige Kilometer vor der Stadt finden wir einen schönen Stellplatz. Am nächsten Tag erkunden wir die Gegend mit den Fahrrädern.
Die Radwege sind sehr gut zu radeln und die Beschilderung ist super. Es bereitet uns viel Freude uns so der berühmten Stadt zu nähern.
Schneeberge, herrlich Sonnenschein und noch gesunder Wald, was braucht man mehr? Und dann der Blick auf Sankt Moritz.
Sankt Moritz selbst ist aber für uns nicht unbedingt schön. Da kennen wir weit schönere Orte. Viel Beton wurde da verbaut. Auch wenn die Rolltreppe rauf ins alte Moritz die Beine entlastet, irgendwie passt auch sie nicht so recht zu meinen vorherigen Vorstellungen.
Das die Schweiz nicht unbedingt preiswert ist wissen wir natürlich, dass aber in Moritz alles auf viel, sehr viel `Geld-Einnehmen´ getrimmt ist, überrascht uns schon.
Was aber unsere Welt ist, ist die Landschaft um Moritz. Diese ist einfach unglaublich schön. Auf der Radelrückfahrt zu unserem Stellplatz kommen wir an der Standseilbahn rauf zum Aussichtspunkt Muottas Muragl vorbei. Wir schauen kurz nach oben. Schließen die Räder ab. Und sitzen wenig später in der Bahn nach oben.
Es ist bereits 19.00 Uhr, doch die Sonne ist noch kräftig. Und wann kann man schon im Strandkorb auf über 2500 Meter Höhe die Sonne genießen? Um die Bergkuppe gibt es einen Wanderweg.
Nutzt man den 360- Gradausblick, präsentieren sich unten 5 Seen in ihrer ganzen Pracht. Oben bleibt der Blick an den eindrücklichen Gipfeln und Gletschern des Berninamassivs hängen.
Wenn die Sonne langsam hinter den Berggipfeln verschwindet, bringen ihre letzten Strahlen die Landschaft fast zum glühen.
Erst als die Sonne hinter den Bergen einschläft, fahren wir wieder runter. Diesen Tag werden wir nie vergessen.
Auch in der Schweiz sind nur wenige Touristen unterwegs. Das es auch hier Corona gibt merken wir aber nicht so richtig, denn wir sehen keine Masken. Nur die Einheimischen erzählen uns,
dass sie sehnsüchtig auf die Touristen warten.
Über Lichtenstein und Österreich fahren wir Richtung Deutschland. Wir lieben Österreich. Finden da wie immer ideale
Übernachtungsplätze. An einem Ruhetag ist große Wäsche angesagt.
Wir lieben unseren Lulu, gibt er uns doch das Gefühl von völliger Freiheit. Viele Aussichten haben wir ihm zu verdanken.
Auf der Strecke nach München - wir besuchen da zwei ganz liebe Freundinnen - liegt Schloss Neuschwanstein am Wegesrand. Auch Schloss Neuschwanstein hätten wir außerhalb von Corona sicherlich nie besucht.
Wir hatten immer Bammel vor den vielen Touristen. Wir mögen diese Menschenmassen nicht so richtig. Dank Corona sind wir fast alleine auf den Wander- und Radelwegen rund um das Schloss. Und am Abend haben wir von unserem Lulubett aus, einen königlichen Blick aufs Schloss. Schon deswegen hat es sich gelohnt.
Als wir München verlassen, fahren wir an der Arena fast vorbei. Ich bremse, ich blinke. Eine innere Stimme sagte mir, biege da jetzt ab. Heute sind da keine Menschenmassen. Nie hätten wir uns die Arena aus der Nähe angeschaut. Wir setzen unsere Masken auf und treten ein.
Unsere Coronatour war nicht unsere eigentliche Wunschtour. Trotzdem war sie eine weitere Bereicherung. Wir lieben die Freiheit in der Welt unterwegs zu sein. Wir hoffen, unsere vielen weiteren Reiseträume werden sich bald erfüllen. Wir wünschen euch natürlich viel Gesundheit und die Erfüllung all eurer ganz eigenen Reiseträume.
Bis bald